Ein Narrenbrunnen in Friedrichshafen?

Die Ideen und Pläne für einen Narrenbrunnen in Friedrichshafen gibt es schon seit 1954. Brunnen gehören zu den schönsten und lebendigsten Bauwerken einer Stadt. Sie sollten nicht denkmalhaft oder monumental sein, sondern Geschichte aus der Stadtgeschichte erzählen. Wir stellen euch zwei Entwürfe vor.

Der erste Entwurf des möglichen Narrenbrunnen in Friedrichshafen symbolisiert den Kehraus

Der Narrenbrunnen erzählt das traurige Ende der Häfler Fasnet. Zu Beginn der närrischen Zeit wird auf dem Rathausplatz die Narrensäule mit einem lebensgroßen Seegockel aufgestellt. An Fasnachtsdienstag endet die Fasnet mit dem Gockelmetzgen. Die Buchhornhexen fangen die Seegockel zuerst ein und bringen sie zum Gockelmetzger. Mit einem fachgerechten Schnitt beeenden die Metzger ihr kurzes Fasnetsleben.

Genau diese diese Situation wird dargestellt. Noch steht der Gockel selbstbewusst auf der Narrensäule. Doch der Gockelmetzger klettert bereits an der Säule empor, um sein makabres Werk zu beginnen. Dabei wird er von einer Buchhornhexe unterstützt. Sie schiebt den Metzger mit dem Besen an der Säule empor. Der Seegrendl winkt der Hexe aufmunternd mit seinem Rosshaarschwanz, was so viel heißt wie „Aufwärts mit dem Metzger !!“ Der Kobold stützt sich mit seinem Stecken im Brunnentrog ab, um das Ende des Gockels besser sehen zu können.

Der Kuckuck als Frühlingsmaske ist nicht mit dem Tod des Gockels einverstanden. Er hält den Gockelmetzger am Schurzzipfel fest und hindert ihn am weiterklettern. Auch der Hafennarr als Frühlingsbote hilft dem Kuckuck beim Ziehen. Währenddessen sitzt etwas abseits am linken Brunnenrand der Bächlesfischer und badet seine Spinne im Häfler Narrenbrunnen. Er ist nicht interessiert am Tod des Gockels, er will nur wissen, ob das Bad im Häfler Brunnenwasser seiner Spinne gut tut.

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Zweiter Entwurf des möglichen Narrenbrunnens in Friedrichshafen

Anstatt die bisherigen acht Vollfiguren aus Bronze ist nur noch die Symbolfigur der Vereins, der Seegockel, ganz dargestellt und von den übrigen sieben Maskengruppen sind nur noch die Maskenköpfe abgebildet.

Das Wasser kommt als Springbrunnen aus einer der oberen Steinschale, die nach vorne abgeschrägt ist und fließt deshalb von der Vorderseite in den eigentlichen Brunnentrog und von dort links und rechts auf den Fußboden wo es in einem Gitter verschwindet. Damit ist nicht anderes dargestellt, als dass dieser Brunnen überläuft.

Eine Schrifttafel auf dem vorderen Brunnenrand erklärt diese Sachlage mit den Worten:

Uns läuft der Narrenbrunnen über,
und keiner weiß, wo dreht man den nur zu ???

Oberhalb der Schrifttafel befindet sich ein Handrad mit einem Pfeil darauf, der in zwei Richtungen zeigt.

Genau an dieser Stelle beginnt sich der Narrenbrunnen als solcher zu entpuppen. Er wird zum Aktionsbrunnen, zum Spielzeug für Jung und Alt, denn sobald ein Neugieriger – und fast alle Menschen sind neugierig – an diesem Handrad dreht, versiegt der Springbrunnen. Statt dessen kommt für eine frei wählbare Zeit – ich denke so an etwa 4-6 Sekunden – ein dünner Wasserstrahl aus dem Schnabel des Gockels – genau auf den Platz vor dem Schaltrad. Danach läuft der Springbrunnen wieder an. Dieses Spiel funktioniert immer, egal in welcher Richtung das Schaltrad gedreht wird. So ein Brunnen wird bald ein Anziehungspunkt für Einheimische sein.

Er soll fließen zur Freude aller Bürger.

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Was wurde aus der Idee des Narrenbrunnens?

Für den Narrenbrunnen gab es eigenes Sparbuch für das Max Mayer, dem „Orgel-Schorsch“, und die Gelbspöttern in den Siebziger und Achtziger Jahren gesammelt hatten. Eine großzügige Spende für den Brunnen erhielt die Zunft auch vom ehemaligen Oberbürgermeister Bernd Wiedmann. Im Jahr 2022 hat sich der Verein entschieden das Geld des Bürgermeisters für die Sanierung des Vereinsheims zu verwenden. Auf Antrag der verbliebenden Gelbspöttern und den Nachkommen von Max Mayer sollten die Spendengelder von Mayer’s Sparbuch wieder an die Häfler Bevölkerung zurück gehen. Der Betrag von 32.870,81 Euro wurde also gedrittelt, vom Verein auf jeweils auf närrische 11.111 Euro aufgestockt und an die Teestube, an die Tafel und an die „Urmel – Kinderkrebshilfe Friedrichshafen“ gespendet.

Vorerst wurde die Idee des Narrenbrunnens somit begraben.